Um euch einen kleinen Einblick zu geben, wie andere Studierende über das Chemiestudium an der Uni Stuttgart denken, haben sich einige Studierende sowie (ehemalige) Fachgruppenmitglieder aus dem ersten, dritten und fünften Semester bereit erklärt, ihre Meinung ehrlich mit euch zu teilen.
Wenn ihr selbst an der Uni Stuttgart Chemie studieren möchtet oder Personen kennt, die daran interessiert und sich noch nicht ganz sicher sind, was sie erwarten wird, könnt ihr gerne die unterstehenden Beiträge anschauen und teilen.
Eindrücke aus dem digitalen Sommersemester 2020

„Es findet sich immer eine helfende Hand, auch im digitalen Semester. Wenn ihr Lust habt, Theorie in die Praxis umzusetzen und ihr die Frage „Warum?“ auch schon immer faszinierend fandet, wird Chemie genau das Richtige für euch sein.“
Meine Entscheidung, etwas mit Chemie machen zu wollen, fiel ganz klassisch in der Schule. Ich hatte Gefallen gefunden an den kleinen Molekülen, die an der Tafel ganz groß diskutiert wurden.
Aufgrund vieler guter Bewertungen der Universität Stuttgart fiel es mir nicht schwer, mich für diese Universität zu entscheiden – zu Recht. Noch vor Beginn der Vorlesungen, unter denen ich mir kaum etwas vorstellen konnte, kamen Informationen seitens der Fakultät und der Fachgruppe Chemie und Einladungen zu zahlreichen Erstsemester-Veranstaltungen, sodass ich das Gefühl hatte, gleich aufgenommen zu werden.
Das erste Semester dient optimal der Überlegung, ob das Chemie-Studium das Richtige ist, da jeder Hauptbereich des breit gefächerten Fachs in Form einer Vorlesung vermittelt wird. Nachmittags im Praktikum wird der Umgang mit den Chemikalien geübt. Diese Aufteilung in Theorie und Praxis wird in allen Semestern beibehalten. Allerdings sei hier gesagt, dass das „Studentenleben“ erst einmal warten musss. Je nach Stand des Vorwissens aus der Schule muss Zeit in die Nacharbeit der Vorlesungen gesteckt werden. Parallel müssen Protokolle und Kolloquien (kleine mündliche, versuchsbezogene Abfragen) vorbereitet werden. Obwohl gerade diese Zeiten einem sehr zeitintensiv vorkommen, sind sie keinesfalls umsonst. So bereiten sie auf die Prüfungen vor und können auch sehr viel Spaß machen. Hierbei sei angemerkt, dass die Moleküle nicht immer das machen, was ihnen die Literatur vorschreibt. Ich finde, dass genau darin der Reiz liegt, da durch die praktische Anwendung die Theorie viel intensiver vermittelt wird.
Sollte mal was nicht funktionieren, wird schnell deutlich, dass es den meisten Kommilitonen genauso ergeht und dass gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann. Letzteres ist etwas, das ich an der Atmosphäre zu schätzen gelernt habe. Es findet sich immer eine helfende Hand – sei es im Freundeskreis oder aus höheren Semestern. Auch der Kontakt zu den Dozenten ist wesentlich offener, als ich zunächst dachte. Viele bleiben den Studierenden über mehrere Semester erhalten und stehen für Rückfragen und Rat zur Seite.
Dies hat sich auch im digitalen Semester nicht geändert. Unsere Dozenten habe alles ihnen Mögliche getan, uns das gleiche Studium online zu bieten, mit uns in Kontakt zu bleiben und uns im Labor betreuen zu können.
Ich persönlich kann sagen, dass ich den Spaß an der Chemie, Praxis als auch Theorie, nie verloren habe und dass die Durststrecken, die unweigerlich kommen werden, gut gemeinsam bewerkstelligt werden können. Die Hauptvoraussetzung für das Studium ist meines Erachtens das nie aufhörende Interesse, Neues zu erfahren, oder das Wissen, Altes irgendwann besser verstehen zu können. Kurzum, wenn ihr Lust habt, Theorie in die Praxis umzusetzen und ihr die Frage „Warum?“ auch schon immer faszinierend fandet, wird Chemie genau das Richtige für euch sein.
Carina Dölz
Chemie B.Sc., 4. Semester

Als angehender Chemiker/Lebensmittelchemiker freut man sich das frisch Gelernte gleich praktisch anwenden zu können. Aufgrund des SARS-CoV-2 Virus findet das aktuelle Semester digital statt. Lehre und Betreuung sind trotzdem weiterhin sehr gut und selbst Laborpraktika können durchgeführt werden.
Viele Menschen achten immer bewusster darauf, welche Speisen auf ihren Teller kommen, gehen Ernährungstrends nach oder essen nur noch das neueste Superfood, doch die wenigsten wissen wirklich Bescheid, welche Inhaltsstoffe in ihren Lebensmitteln enthalten sind. Ich selbst habe mich schon sehr früh für die Nährstoff- und Zutatenangaben auf Lebensmitteln interessiert und während meiner Schullaufbahn ist zunehmend mein Interesse an der Chemie gewachsen. Während meines BoGy-Praktikums in der 10 Klasse erhielt ich die Möglichkeit, unter anderem Einblicke in die Qualitätssicherung eines mittelständischen Galvanotechnikbetriebes zu bekommen. Spätesten hier war für mich klar, dass ich mich beruflich auch in Richtung der analytischen Chemie orientieren möchte – und was bietet sich hier mehr an als Lebensmittelchemie.
Anfangs des Studiums war ich überwältigt von der Größe der Universität, die so gar nicht mehr mit der Schule zu vergleichen ist, doch die anfängliche Aufregung legt sich sehr schnell bei mir, nachdem ich die ersten Kommilitonen kennenlernte, welchen es größtenteils ähnlich ging. Erste Kontakte konnte ich z.B. in den vorbereitenden MINT-Kursen knüpfen, die sich gut zur Auffrischung der schulischen Kenntnisse in Physik und Mathematik eigenen, denn das Lebensmittelchemiestudium ist interdisziplinär aufgebaut, sodass ein allgemeines Verständnis für Naturwissenschaften nicht fehlen sollte. Sorgen machen muss man sich aber keine, denn ich durfte feststellen, dass auch wenn es mal zu Wissenslücken oder Verständnisproblemen kommt, es in der Regel immer eine(n) Kommilitonen/Kommilitonin gibt, der oder die einem weiterhelfen kann und auch die Leute aus der Fachgruppe sind jederzeit zu erreichen und helfen einem bereitwillig. Des Weiteren braucht sich auch niemand zu scheuen, während oder nach der Vorlesung eine Frage an die Dozenten zu stellen, die stets Rede und Antwort stehen.
Besonders begeistert mich am Studium der frühe und ausgeprägte Praxisbezug. Es kann natürlich stressig sein, wenn vormittags Vorlesungen und nachmittags Laborübungen stattfinden, aber als angehender Chemiker/Lebensmittelchemiker freut man sich meist darüber, sich nicht den ganzen Tag durch theoretische Lehrbücher wälzen zu müssen, sondern das frisch Gelernte gleich praktisch anwenden zu können, wodurch auch das Verständnis für das Gelernte steigt und einem länger im Gedächtnis bleibt.
Wenn du dich für das Studium interessierst, hast du bestimmt auch schon gesehen, dass es sich nicht nur in Bachelor und Master untergliedert, sondern auch in zwei Standorte mit der Universität Stuttgart und der Universität Hohenheim. Die ersten vier Semester vermitteln im Überwiegenden die Grundlagen der Chemie und unterscheiden sich kaum vom Chemiestudium. Breits im dritten, aber vor allem ab dem vierten Semester spezialisiert sich das Studium zunehmend in Richtung der eigentlichen Lebensmittelchemie und ganz allgemein in Richtung der Analyse von Substanzen. So stehen mit einem abgeschlossenen Lebensmittelchemiestudium nicht nur die Türen in der Lebensmittelanalytik offen, sondern das Studium qualifiziert auch für viele andere analytische Bereiche. Dieser Teil findet überwiegend an der Universität Hohenheim statt.
Aufgrund des SARS-CoV-2 Virus findet das Semester momentan digital statt, was für alle Seiten eine große Umstellung darstellt. Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass alle Seiten ihr Bestes geben, Lehre und Betreuung weiterhin sehr gut sind und selbst Laborpraktika durchgeführt werden können. Aus Rücksicht auf den Infektionsschutz finden die Versuche jetzt in kleineren Gruppen und teilweise in abgewandelter Form statt.
Somit kann ich das Studium jedem mit ähnlichen Interessen nur empfehlen, man sollte sich jedoch bewusst sein, dass das Studium sehr zeitintensiv ist, aber das haben die meisten naturwissenschaftlichen Studiengänge so an sich. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du nach dem Master promovieren möchtest, hast du hier den Vorteil, dass du an das Studium auch ein praktisches Jahr in einem staatlichen Untersuchungsamt anhängen kannst und so zum „Staatlich geprüften Lebensmittelchemiker“ ausgebildet wirst.
Sören Götz
Lebensmittelchemie B.Sc., 4. Semester
Berichte aus dem Jahr 2018
Nach dem Abitur ging es uns beiden so, dass wir erst einmal vor dem Nichts standen. Maren hatte immer geplant, Medizin zu studieren. Doch irgendwie fehlte ihr plötzlich der Reiz daran. Tabea fehlte es zu erkennen, worin sie gut war und was sie konnte.
Während es bei Tabea eine eher längere Findungsphase war, entschied Maren über Nacht, Chemie zu studieren. Doch bei uns beiden war eine gewisse Unsicherheit da, ob Chemie wirklich das Richtige ist. Es blieb Respekt vor dem Studieren und die Angst, sich für das Falsche entschieden zu haben.
Viele der Ängste wurden uns jedoch durch die offene Art der Fachschaftler und den vielen Tipps zum Studiengang am Erstsemesterwochenende genommen. Man konnte mehr erahnen, was auf einen zukommt und die Erzählungen weckten auch das Interesse an den Inhalten des Studiums.
Der Start verlief optimal. Nicht nur das Interesse am Fach Chemie war da, sondern auch das Umfeld stimmte. Allgemein war es nicht schwierig, Anschluss zu finden, da jeder offen und hilfsbereit war und immer noch ist.
Man wurde anfangs in den Vorlesungen erst einmal ins kalte Wasser geschmissen. Auch das Integrierte Praktikum mit den Protokollen waren anfangs mit recht viel Zeitaufwand verbunden und man fühlte sich teilweise recht überfordert. Jedoch gewöhnte man sich schnell an den Stress und den hohen Zeitaufwand. Uns ging es beiden so, dass wir in diese Aufgaben schnell hineingewachsen sind und wir immer mehr Spaß daran haben, uns auf lange Zeit mit Chemie zu beschäftigen.
Das Gute an dem Studiengang Chemie ist die direkte Verknüpfung von Praxis und Theorie, da man das in der Vorlesung Gelernte im Labor sofort anwendet. Auch an das Kolloquium (Abfrage zu den jeweiligen Versuchen im Integrierten Praktikum) und die damit verbundene wöchentliche Art von Prüfungssituation gewöhnt man sich sehr schnell. Vor allem, da die Assistenten auch sehr nett und hilfsbereit sind. Insgesamt geht es uns sehr gut und wir bereuen unsere Entscheidung (noch) nicht.
Ich bin Kim und studiere Bachelor Chemie im dritten Semester. Die ersten beiden Semester habe ich an einer anderen Universität studiert und habe nun nach Stuttgart gewechselt. Ich finde hier den Aufbau und Ablauf des Studiums besser, da man in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen der Chemie Vorlesungen hat, wodurch einem die persönliche Einordnung leichter fällt.
Im Gegensatz dazu gab es an der anderen Universität “nur” anorganische, organische und physikalische Chemie (AC, OC und PC). Ich habe somit dieses Semester Abwechslung und Vielseitigkeit erwartet und mich vor allem auf Biochemie sowie theoretische Chemie gefreut. Natürlich war ich auch sehr gespannt auf die Uni und das Campusleben.
Meine Erwartungen wurden erfüllt. Mit fünf Modulen (Biochemie, Instrumentelle Analytik, theoretische Chemie, OC und Physikpraktikum) war Abwechslung geboten. Das Physikpraktikum fand in Zweierteams statt, wodurch es gut machbar war. Klar, man musste Protokolle schreiben und sich vorbereiten, aber mit acht Versuchen war das doch überschaubar. Biochemie finde ich richtig spannend, da dort die faszinierende Chemie des Körpers erklärt wird. Die instrumentelle Analytik fand ich persönlich hingegen nicht mitreißend. Das viertägige Praktikum war für meine Bedürfnisse deshalb vollkommen ausreichend. Die theoretische Chemie hatte ich leider hinsichtlich der mathematschen Komplexität unterschätzt. Die Gedankenmodelle finde ich aber trotzdem interessant. OC ist dieses Semester mit zwei Vorlesungsstunden, einer Übung und dem sechswöchigen Praktikum das größte Modul. Es ist meiner Ansicht nach gut, die Laborphase parallel zu haben (morgens Vorlesungen und nachmittags Labor), da dadurch das Verständnis gefestigt wird. Es ist ein großer Zeitaufwand, welcher aber bei den meisten belohnt wurde (kaum einer ist durchgefallen).
Die Uni an sich ist richtig schön. Vor allem finde ich die vielen Tische und Lernecken sehr ansprechend. Das Chemiegebäude liegt auch sehr zentral und Möglichkeiten zu essen sind auch direkt vor Ort.
Ich wurde von meinen Kommilitonen leider nur schleppend aufgenommen. Zu Beginn haben sich die Schwaben ihrem Ruf als eigenbrödlerisches Volk alle Ehre gemacht. Über die Praktika und Übungen habe ich dann zum Glück doch den ein oder anderen kennengelernt. So kam der Stein ins Rollen und ich habe nun doch ein paar Freunde gefunden.
Die Uni Stuttgart kann ich mit bestem Gewissen weiterempfehlen und für mich war der Wechsel die richtige Entscheidung.
Als ich mir vor bald drei Jahren überlegt habe, was ich studieren möchte, kam ich sehr schnell auf das Chemiestudium. Damals wusste ich, dass ich nichts machen will, bei dem man nur über Büchern sitzt und lernt, wie Dinge in der Theorie funktionieren. Mit der Aussicht, parallel zu den Vorlesungen Laborpraktika zu haben, dachte ich mir, dass das Studium schon das Richtige für mich sein könnte.
Dass ich wirklich das Richtige studiere, habe ich schon nach dem Erstiwochenende festgestellt, da ich direkt viele nette Leute aus meinem künftigen Semester und der Fachgruppe kennengelernt habe, bei denen man sehr freundlich aufgenommen wurde. Als es dann wirklich losging mit dem ersten Semester wurde mir schnell klar, dass das Chemiestudium sehr viel größer und anspruchsvoller ist als ich es mir ausgemalt hatte. Besonders das Labor hat schon sehr schnell einen weitaus größeren Platz eingenommen als die Vorlesungen. Das ist etwas auf die Vorbereitung für Kolloquien vor dem Versuch, mehr aber auf die anschließend zu schreibenden Protokolle zurückzuführen. Diese sind schnell zur Hauptquelle der Arbeit, aber auch zur Hauptquelle des Verständnisses für die Themen in der Vorlesung geworden.
Durch die Laborpraktika, die in jedem Semester geplant sind, habe ich persönlich weitaus mehr gelernt als durch die meisten Vorlesungen. Vor allem das Schreiben von Protokollen, die jedes Semester etwas anspruchsvoller werden, hat mir viel geholfen, den Vorlesungsstoff besser zu verstehen. Auch wenn im Labor nicht alles geklappt hat und manche Versuche sehr eigensinnig sind, hilft gerade die Auswertung des Versuches, die Theorie dahinter zu verstehen.
Hier habe ich auch festgestellt, dass man im Studium die Nerven nicht verlieren sollte, auch wenn ich kaum Zeit hatte mich auf das eine oder andere Kolloquium vorzubereiten oder wegen Protokollabgaben auch mal eine Nachtschicht einlegen musste. Gerade den hohen Arbeitsaufwand im Studium hatte ich anfangs nicht erwartet. Viel Zeit für Hobbys oder Arbeit nebenher ist nicht immer da. Wichtig ist auch zu lernen, mit welchen Kommilitonen man auskommt, da viele Praktika in Zweier- oder Dreiergruppen gemacht werden und da sollte man sich natürlich auf seine(n) Laborpartner(in) verlassen können.
Die Vorlesungen in diesem Studiengang sind nicht so flexibel, wie in vielen anderen naturwissenschaftlichen Studiengängen, da viele Vorlesungen aufeinander aufbauen. Wir bekommen natürlich die Grundlagen der Mathematik und Physik zu hören, jedoch ist für mehr kaum Platz, da die Chemie selbst unglaublich breit gefächert ist. Das war für mich bisher aber kein Problem, da ich sehr viele Seiten der Chemie gesehen habe und jedes Teilgebiet andere Schwerpunkte und Sichtweisen auf die Thematik hat.
Wie ihr also seht ist das Chemiestudium kein wirklich entspanntes Studium außer man ist super genial und alles geht einem locker aus dem Handgelenk (da gibt es immer ein paar im Semester, die wirken anfangs meist etwas arrogant, sind aber bei näherem Kennenlernen echt nett).
Ich würde Chemie auf jeden Fall wieder studieren, wenn ich die Wahl dazu hätte, gerade weil mir der Umgang mit den Leuten aus dem Studiengang gefällt und man sehr viele interessante Dinge lernt.
Wenn du dich als Leser nicht davon abschrecken lässt, viel Zeit und Nerven für dein Studium zu investieren oder komplexe Sachverhalte verstehen zu lernen, dann kann ich dir mein Studium an der Uni Stuttgart auf jeden Fall empfehlen.
Mein Plan nach dem Bachelor ist dann auf jeden Fall erstmal den Master in Chemie zu machen und wahrscheinlich danach noch zu promovieren, da sich das sehr empfiehlt in der Chemie.